Amerikanische Feldzüge

Ein Tagebuch aus dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg

Kooperation mit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg

Lesedauer:3 Minuten

Selbstzeugnisse – also Briefe und Tagebücher – deutscher Kriegsteilnehmer im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1776–1783) zählen nach Hunderten. Sie finden sich weit verstreut in staatlichen Archiven und Bibliotheken in Deutschland sowie in den Vereinigten Staaten. Aber auch in kleineren Adelsarchiven und vor allem im Familienbesitz wurden Tagebücher und Korrespondenzen überliefert. Insbesondere im Falle der beiden letztgenannten ist durchaus mit einer gewissen Dunkelziffer zu rechnen, so dass hier immer wieder neue Funde gemacht werden. So auch im Falle des Tagebuchs des Johann Konrad Döhla (1750–1820), der als einfacher Soldat in den ansbach-bayreuthischen Subsidientruppen auf englischer Seite kämpfte. Erst im Jahre 1811, also 28 Jahre nach Kriegsende, schrieb er für seinen Freund und Kriegskameraden Heinrich Adam Holper (1756–1842) seine im Feld gemachten Notizen um. Dieses Tagebuch wurde im Laufe der zweiten Hälfte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts mehrfach abgeschrieben, und sogar dreimal teilediert, das letzte mal 1917 in den USA. Das Original galt allerdings seither als vermisst. Im letzten Jahr trat die besitzende Familie überraschend an Prof. Dr. Holger Th. Gräf heran und bot das Original zur Einsicht bzw. Bewertung an. Bei den Eigentümern handelt es sich tatsächlich um Nachfahren des Heinrich Adam Holper, den sie auch als Autor vermuteten. Die Einsichtnahme zeigte indes, dass es sich um das vermisste Döhla-Tagebuch handelte. Herr Gräf trat daraufhin an Prof. Dr. Mark Häberlein an der Universität Bamberg heran, der ein ausgewiesener Kenner der amerikanischen Geschichte und der fränkischen Landesgeschichte ist. Rasch fand sich am Lehrstuhl von Herr Häberlein eine engagierte Gruppe junger Wissenschaftler, die sich mit dem Tagebuch auseinandersetzte. Ein Vergleich der digitalisierten Urschrift mit den unterschiedlichen Abschriften und Editionen zeigte, dass weite Teile des Originals nicht ediert wurden, oft gerade jene Passagen die von den individuellen Kriegserfahrungen, der Wahrnehmung der amerikanischen Gesellschaft und des militärischen Gegners berichten, also jene Informationen, die für die moderne Selbstzeugnisforschung relevant sind. Ein Workshop in Bamberg am 12. Januar dieses Jahres kam daher zu dem Ergebnis, dass eine historisch-kritische Gesamtedition sinnvoll erscheint, die Herr Gräf beratend begleiten wird.

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